Herbstdepression – weniger Schlaf hilft

Viele Menschen erleben es jeden Herbst aufs Neue: Antriebslosigkeit, Niedergeschlagenheit. Werden draußen die Tage kürzer und feuchter, der Herbstwind pfeift und die Temperaturen fallen, kommt sie, die Herbstdepression. Bei einigen verschwindet sie nach einer kurzen Zeit wieder, bei anderen dauert es bis zum Frühjahr.
Herbst- oder Winterdepressionen sind mittlerweile so weit verbreitet, dass man von einer Volkskrankheit sprechen kann. Neben den bekannten Ratschlägen wie viel frische Luft, „Licht tanken“ und viel Obst zu sich nehmen, gibt es nun neue, erstaunliche Erkenntnisse zur Bekämpfung der Herbstdepression. Schlafentzug!
Depressive Verstimmungen bei Lichtmangel
In den meisten liegt (zum Glück) keine „echte“ Depression vor, natürlich leiden Betroffene trotzdem stark unter den auftretenden Symptomen.
Das Robert-Koch-Institut schätzt, dass bis zu 10% der Deutschen unter solch depressiven Verstimmungen leiden. Über 80% der Betroffenen sind zudem Frauen.
Oft reichen bereits drei Tage nass-kaltes Herbstwetter aus, um die Symptome auszulösen:
- Antriebslosigkeit
- Müdigkeit trotz genug Schlaf
- Gereiztheit
Weniger oft sind Heißhungerattacken und nachlassende Libido.
Der Hauptauslöser ist bekannt, Lichtmangel (und weniger energiereiches Sonnenlicht).
Neue Ansätze
Leipziger Forscher verfolgen nun einen gänzlich neuen Ansatz, den sie auf dem in München stattfindenden 27. Symposium der Arbeitsgemeinschaft für Neuropsychopharmaka und Pharmakopsychiatrie (AGNP) der Öffentlichkeit vorstellten.
Ausgerechnet weniger Schlaf soll Betroffenen Besserung verheißen. Schlaf, der (wenn man genug davon abbekommt) ja gesundheitsfördernd wirkt, hilft bei der durch depressive Verstimmungen ausgelösten Müdigkeit allerdings nicht. Im Gegenteil, kontrollierter Schlafentzug kann kurzeitig die Stimmung und das Wohlbefinden verbessern, das sagte Professor Dr. Hegerl, der Direktor der Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Leipzig.
Erkenntnisse aus dem Schlaflabor
Entdeckt wurde dieser Effekt im Leipziger Schlaflabor. Dort wurden unter Depressionen leidende Menschen nach wenigen Stunden Schlaf geweckt und mussten bis zum kommenden Abend wach bleiben. Am darauffolgenden Tag fühlten sich viele Probanden wesentlich besser.
Schlafforscher wollen dies nun in Therapien gegen Depression einfließen lassen.